Rosswies 2334m, 29. Januar 2012
Grauer Himmel und grüne Wiesen in bei unserer Ankunft in Buchs! War die geplante Route vom Buchserberg auf die Rosswies mit Abfahrt über den Chapf bis nach Grabs hinunter überhaupt möglich? Doch, doch, meinte der freundliche Buschauffeur, der uns vom Bahnhof abholte und zum Berghaus Malbun hinauffuhr. Heute sei auch der Skiclub Grabs auf die Rosswies unterwegs, und die gingen nicht, wenn sie nicht bis hinunter fahren könnten. Aber oben herrsche dicker Nebel, ob wir wirklich dort hinauf wollten? Auf unsere optimistische Antwort, dass über den Wolken die Sonne scheine, entgegnete er: „Schon, aber die Welt reicht nicht so hoch hinauf.“ In Malbun oben herrschte tatsächlich Winter mit dicken Schneeschichten auf Bäumen und Dächern und einer Sicht von wenigen Metern. Um dem lokalen Gewerbe noch etwas Verdienst zu schaffen (ehrlicher: um unserer Faulheit Genüge zu tun), benutzten wir den kleinen Skilift, 2 Fr. für 120 Höhenmeter oder 1.6 Rappen pro Meter, ein faires Angebot. Eine ausgeprägte Spur, die sich manchmal teilte und wieder kreuzte, führte von dort an durch verzuckerte Sträucher und vom Schnee gebeugte Tannen. Mit feiner Spürnase wählte Claudia, unsere TL, jeweils die angenehmste Variante. Aus dem Nebel tauchte auf der Konkurrenzspur eine ebenfalls grössere, deutsche Gruppe auf, die wir nach bewährtem eins links - eins rechts Muster einvernehmlich kreuzten. Ab 1700m wurden die Tännchen kleiner, die Abstände dazwischen grösser und das Grauweiss immer weisser. Bald zeigte sich eine runde helle Scheibe über unseren Köpfen und bei der Querung unter dem Hanenspiel wurde klar: Optimismus lohnt sich, über einer blendenden Schneelandschaft lag der blaue Himmel! Noch eine sanfte Steigung und wir standen am Sisitzgrat, vis à vis die weiten Hänge der Rosswies. Einzelne Zöpfelspuren zierten bereits die Flanke und zeugten von Traumpulver, aber noch gab es sehr viel Platz für weitere Linien. Nur schnell ein paar Läckerli durften eingeschoben werden, dann mussten die wenigen Höhenmeter in den Kessel mit den Fellen an den Skiern vernichtet werden, denn Gipfel und Hänge lockten! 3 Std. nach Einschalten der LVS standen wir oben und blickten auf ein selten hohes Nebelmeer mit vielen Inseln. Das Gipfelkreuz war in einen dicken weissen Pelz gehüllt und der Gamsberg, Nachbar im Westen, imponierte mit vereisten Felsen wie ein Himalajariese. Die Vorfreude auf die Abfahrt und auch der kalte Wind kürzten den Genuss des Panoramas und des Proviants ab, die Skischuhe waren bald in Abfahrtsstellung fixiert, und los gings. Claudia zeichnete wunderschöne Telemarkbögen in den stiebenden Schnee, die meisten folgten recht gekonnt. Bald waren wir wieder im windgeschützten Kessel unter dem Margelchopf und nochmals hiess es Felle aufziehen, um die Schlüsselstelle der heutigen Tour, den Aufstieg über den steilen Hang zum Chapf in Angriff zu nehmen. Dieser war etwas abgeblasen und unter der steilen Spur lugten immer wieder Grasbuckel hervor, aber dafür waren heute keine Gleitschneerutsche zu erwarten. Nochmals Gipfelrast bei fast schönerem, wärmerem Licht als zuvor. Einzelne Wolkenfische schwebten über dem Glarnerland, Schafberg und Altmann präsentierten sich als steile weisse Skiberge, und unter uns wartete bereits die träge Nebeldecke. Nochmals genossen wir einen wunderbaren Pulverhang hinab zur Alp Foren, dann wurde die Sichtdistanz kurz und kürzer. Ab Schupfen wurde immer wieder treulich auf die vorletzte Mohikanerin gewartet, gefolgt vom geduldigen Mann in Orange als Besenwagen, und die Vollständigkeit der Truppe gezählt. Unter 1400m wurde der Schnee schwerer, was einige mittels Ganzkörperkontakt testen mussten. Den Spuren von Einheimischen nach war es tatsächlich möglich, bis zu den ersten Häusern von Grabs, zuunterst über einige Laubpassagen, abzufahren.
Fazit: 2000 Höhenmeter Abfahrt, den grössten Teil in wunderbarem Pulver, bei nur 1000m Aufstieg, und prächtige Gipfelsicht. Ein grosses Dankeschön an Claudia für diese tolle Erlebnis.
Regula Rapp
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