Grimsel: Moorschutz zwischen Wasserkraft und Gletscherschmelze – ein Augenschein vor Ort.
Eingerahmt von einer Exkursion mit dem Grimselverein zum „Gletscherweib“ und einer Führung der KWO in den Kraftwerksanlagen verbrachten wir ein Wochenende in der Gletscherschlifflandschaft zwischen Grimsel Hospiz und Lauteraarhütte. Wir sind ein gemischtes Grüppchen: 4 Angensteiner und 6 Mitgleider der Sektion Basel froh vereint. Vom Hospiz muss man sich erst durch die Betonbauten, durch ein Parkhaus, über die Staumauer, durch Tunnels durchkämpfen, bis man überhaupt erst in Landschaft gelangt. Nun gilt es vorsichtig zu laufen, sonst droht ein nasses Bad im Grimselsee weit unter uns. Während der Pausen beim Stollen mit den Wassern aus dem Gaulital und bei der geschützten Moorlandschaft bei Mederlouwenen erzählen uns die engagierten Menschen des Grimselvereins von ihrem nun schon 25-jährigen Kampf gegen die Naturzerstörung durch die Grossprojekte der KWO. Durch die Mauererhöhung bleibt nämlich die Produktionsleistung der Kraftwerke Oberhasli (KWO) mit oder ohne Mauererhöhung praktisch gleich, da sie von den Produktionsanlagen und nicht von der Speichergrösse abhängt. Es wird einzig und allein ein unbedeutender Teil (bloss ca. 0.4%) der schweizerischen Stromproduktion vom Sommer in den Winter verlagert, was 4 - 5% des Stromverbrauchs aller Elektroheizungen in der Schweiz entspricht. Neue Arbeitsplätze entstehen keine.
Das „Gletscherweib“, ein riesige Steinmann bzw. –frau wird mit neuen Fahnen bestückt, sie wacht am Seeende über die Landschaft und bekommt jedes Jahr einmal Zuspruch durch ein Gedicht.
Wir wandern alleine weiter und erkraxeln die Zunge des schuttbedeckten Gletschers.
Am Schluss geht es bergauf zur kleinen urtümlichen Lauteraarhütte, die Vegetation wird wieder grün und blumenreich. Die Hüttencrew hat die Organisation auf dem beschränkten Raum fest im Griff, so geht ein Abend vorbei mit fröhlichen und ernsthaften Gesprächen über die vielen Fragen, die sich angesichts der heutigen immensen Energieverschwendung und Naturzerstörung zum Thema Erneuerbare Energiegewinnung stellen –
Frühstückszeit ist relativ spät, bei strömenden Regen beginnen wir den Abstieg von der Hütte, diesmal nehmen wir den Weg über die Leitern – wer Gletscher liebt, muss Leitern-tauglich sein, - und stellen fest, dass der Hüttenweg in den angegebenen 4 Stunden kaum zu bewältigen ist. So muss der Kaffee beim Grimsel Hospiz ausfallen, für die Kraftwerksführung sind wir eigentlich am verkehrten Ort, aber die freundliche Dame im Hospiz fädelt uns ins KWO-interne Verkehrsnetz ein und nun läuft alles wie geschmiert. Mit einer Seilbahn zum „Sommerloch“, unter Höllenlärm werden wir über Stromproduktion informiert, die Turbinen und Antriebsräder sehen aus wie eine effiziente Weiterentwicklung von Mühlerädern, Faszination der technischen Möglichkeiten und die Arven des Moorlandschaft scheinen auf einem anderen Kontinent zu sein…. Über unterirdische Autostrassen werden wir im Bus durch den Berg zur wunderschönen Kristallkluft gefahren, die beim Vortrieb des Stollens gefunden wurde. Weiterfahrt auf den Geisterautobahnen unter dem Räterichbodensee hindurch zur Postautohaltestelle Gerstenegg.
Wieder am Tageslicht lassen wir die funkelnden Kristalle den Abschluss dieses Wochenendes sein und fahren unter weiteren spannenden Gesprächen heim.
Text und Bilder: Andrea Hecker (und Ruedi Mathys)
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