Nach der Übernachtung in Bellinzona reiste unsere Sechser-Gruppe gleich mit der ersten Verbindung ins Bavona-Tal. Regen war angesagt und der Himmel zeigte sich bedeckt. Kein Problem! Martin hatte vorsorglich verschiedene Routen vorbereitet. Wegen der vielen Unterstände auf dem Weg fiel der Entscheid auf den Aufstieg vom Weiler Rosed.
Der gut gepflegte Pfad schlängelte sich durch Wälder, über vier Alpen in die Höhe bis zur Bocchetta Fornasèl: ein Aufstieg von schweisstreibenden 1500 m, doch der bedeckte himmel bescherte uns angenehm kühle Temperaturen und die Niederschläge hielten sich in Grenzen. Erst während dem Abstieg zur Antabia-Alp kamen wir in Nebel und Regen, so dass wir uns nur noch langsam über die schlipfrigen Felsen bewegen konnten. Ein Gewitter mit Hagel zwang uns schliesslich, unter grossen Felsblöcken Schutz zu suchen. Das Unwetter dauerte glücklicherweise nur kurz.
Müde und ziemlich durchnässt erreichten wir das Rifugio Piano delle Creste, wo uns gleich der Duft eines wudnerbaren Brasatos empfing. Nun hiess es Sachen trocknen und sich in der Stube aufwärmen. Für unsere musikalische Abendunterhaltung sorgte eine Wandergruppe aus Crans-Montana mit Gitarre, Mundharmonika und kräftigen Männerstimmen. Und das Vier-Gang-Menü der beiden hüttenwarte war ein Traum!
Das Kalberhorn empfing uns mit viel lockerem Geröll, Schneefeldern und feuchten Grasflecken. Konzentration war angesagt, um sich einen Weg durch die steilen Hänge zu bahnen. Nach einer kleinen Rast mit atemberaubendem Ausblick auf die Tessiner Alpen mussten wir feststellen, dass uns die 200 verbleibenden Höhenmeter zu viel Zeit für den Abstieg rauben würden. Wir beschlossen das Unternehmen abzubrechen und zurück zur Hütte zu gehen. Ein weiser Entschluss.
Vor Besteigung der Bocchetta della Cròsa blieb unten beim Rifugio noch kurz Zeit für ein heisses Getränk. Die zum Planschen verlockenden Laghetti d‘Antabia grüssten uns ein letztes Mal auf dem Vorbeimarsch. Dann nahmen uns Schutt, Geröll und schroffe Felsblöcke wieder voll in Anspruch.
Um so lieblicher war dafür unsere Mittagsrast mit Panoramablick auf die tiefblauen Laghi della Cròsa. Frisch gestärkt folgten wir dann den Serpentinen über weich geschliffene Felsrücken seitlich des Ri della Cròsa runter in Richtung Calnègia-Tal. Immer üppiger wurde die Vegetation und der ganze Weg war mit Steinstufen ausgebaut. Kunstvoll führten sie uns um den Cròsa-Wasserfall herum. Wir waren allesamt überwältigt von der Baukunst und der körperlichen Leistung der Erbauer dieser Steintreppen.
Nach der eleganten Steinbrücke von Puntid ging es ein letztes Mal neben dem 90 m hohen Wasserfall steil runter zu Foroglio, wo wir kurz nach unserer Ankunft noch in das letzte Postauto steigen konnten.
Wir waren alle sehr beeindruckt von der vielfältigen Landschaft, dem wunderbaren Panorama, den tollen Wegen. Und es hat auch Spass gemacht, mit so vielen sympathischen Leuten unterwegs zu sein! Danke für diese tolle Tour, Martin!
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