Schäfchenwolken ziehen über den Himmel, als wir in Buffalora aus dem Postauto steigen. Das Wetter hält bis maximal um Vier lautet unsere mehr oder minder optimistischen Prognose. Unsere Route in den östlichsten Zipfel der Schweiz führt von der Ofenpassstrasse durch das Val Mora und Val Vau nach Santa Maria, von wo wir den östlichsten Punkt der Schweiz, den Piz Chavalatsch, besteigen wollten. Auf Jufplaun ist der Horizont weit, Pferde weiden das bereits bräunliche Gras ab. Die Berge an der Grenze und in Italien gleichen bröckelnden Ruinen. Fast könnte die Kulisse aus einem Western stammen. Im Val Mora preschen dann auch ganze Horden von Reitern an uns vorbei, allerdings nicht auf edlen Rössern sondern nur auf Drahteseln. Der Abstieg nach Santa Maria führt durch Lärchenwald. Das geübte Auge unseres TL entdeckt einen Butterpilz. Wir schwärmen sofort von Pilzrisotto, und daher auf 50 Metern Breite durch den Wald, finden aber nur ein paar überreifen Himbeeren. Unser Nachtmahl in der alten getäferten Engadinerstube ist trotzdem luxuriös, nach einer SAC Jubiläums-Suppe munden die vom TL kreierten Pizzocheri ausgezeichnet. Am Morgen sind die Gipfel verschneit, es nieselt und wir starten zum Alternativprogramm, einer Kulturroute im Tal nach Glurns. Im Chor der karolingischen Kirche von Müstair bewundern wir die uralten Fresken, begleitet vom Sprechgesang der Nonnen auf der Empore. Dies muss das Wetter beschwichtigt haben, die Sonne drückt immer mehr durch. Hinter dem Kloster geht der Schweizer Wanderweg nahtlos ins Südtiroler Wanderwegnetz über. Er bringt uns oberhalb von Taufers zur Kirche St. Blasius, die mit barockem Kirchenschmuck prangt, aber auch an die vielen Gefallenen der beiden Weltkriege in diesem Dorf erinnert. Nun wird der Weg zum Waalweg, das Südtiroler Pendant zu den Suonen. Aussichtsreich folgen wir dem Wasser dem Hang entlang. Nach einer Verzweigung stehen wir vor einem Maisfeld. Die Arme schneepflugmässig nach vorne erhoben durchpflügen wir das auf der Karte nicht verzeichnete Hindernis. Im Calvenwald stimmen wir uns mit dem 1. August Menu (Klöpfer gebrätelt) auf den Besuch des Schlachtfelds ein, wo Bündner und Eidgenossen die Habsburger endgültig los werden wollten. Das Denkmal zwischen parkierten Autos ist aber kein würdiger Endpunkt für unsere Wanderung. Diesen fanden wir im mauerumgürteten Ministädtchen Glurns mit seinem Südtiroler Charme, bei Radler und Gelati.
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