Blumenwanderung am Monte Generoso
Aus der riesigen Gletscherfläche der Eiszeit ragen nur wenige Berggipfel heraus. Auf einen von ihnen haben sich viele wärmeliebende Blumen gerettet und können dort überleben.
Etwa 10 000 Jahre später startet buntgemischt - 2 Biologielehrerinnen, eine Ärztin, ein sehr berggängiger Musiker des Basler Sinfonieorchesters, ein Manager-Coacher, Rennvelo-Weitfahrer, eine Taucherin, altbekannte Freunde sowie frisch in den SAC eingetretene Neulinge aus den Sektionen Basel und Angenstein, kurz: ein äusserst lebendiges Grüppchen nach fahrplanmässiger Nord-Süd-Durchquerung der Schweiz in Bruzella/Muggiotal (ohne Beiz, das gibt Abzug!) zu Blumensuche und Überschreitung des Monte Generoso. Kastanienbäume, Sternmiere und Schneeweisse Hainsimse säumen den Weg, Birken-Pionierwald zeigt die früheren Weideplätze an. Trotz Strassenzufahrt sind wir auf dem Monte Bisbino alleine, Kaffee und Apfelstrudel sind vorzüglich. Weiter geht es auf gemütlichen Strässchen durch Buchenwald mit punktuellen Aussichten auf den Comer See - links sind Luganer See und Lago Maggiore. Um den felsigen Gipfelaufbau des Sasso Gordona herum geht es schnell und bequem via Fahrsträsschen, aber die meisten von uns wählen den Umweg durch die steilen Wiesenhänge und werden mit den ersten Pfingstrosen belohnt. Wir übernachten in einem Zollhaus auf italienischer Seite. Auf der liebevoll gedeckten Tafel sind Wasser und Tischwein a discrezione bereitgestellt, das Apéro ist reichhaltig, die Polenta vorzüglich. Sympathische Gastfreundschaft und Grosszügigkeit!
Der Morgen beginnt mit einem schönen Sonnenaufgang und bereits um 6.00 Uhr sind auch die Gerne-Langschläfer am Frühstückstisch. Wir ziehen los - rechter Fuss in Italien, linker in der Schweiz - über die Bergrücken und Wiesenkämme mit einzelnen Mehlbeerbäumen und grossartiger Aussicht. Da der Wanderweg die Strasse benutzt, nehmen wir den alten, gut ersichtlichen Fussweg. Ab einem Ferienhaus wird der Pfad jedoch schütterer, schliesslich bleiben für ein Stück nur noch die Spuren der recht sportlichen Wildsäue ehe bei einem Wasserreservoir der alte Weg wieder erkennbar wird.
In Muggio fassen wir Wasser und nun geht es gen Monte Generoso. Hier gibt es Wiesen mit Narzissen und Affodil in grossen Mengen. Jede Alpstaffel hat ihre Nevera: ein in die Erde gebauter Turm mit Wendeltreppe im Inneren, der im Winter mit Schnee gefüllt wurde und im Sommer die Milchprodukte kühlte. Zweie unserer Blumenfreunde bleiben im sanften preisgekrönten Muggiotal (“Landschaft des Jahres 2014” der Stiftung Landschaftsschutz Schweiz) und reisen von hier aus heim. Die restliche Truppe wagt die Überschreitung auf die steile Seite des Generoso. Am Gipfel ist die Plattform voller Touristen in Turnschuhen und Sandalen – rätselhaft bleibt, wie die dort hochgekommen sind, denn die Bahn ist in Revision. Nach einem friedlichen Mittagshalt geht es abwärts. Zwischen den wilden Felstürmen stehen auf einer abschüssigen Wiese weitere Pfingstrosen, warum nur suchen sich diese zarten Schönheiten so unwegsame Orte? In Rovio ist noch genügend Zeit für ein Fussbad im Brunnen und Pizza/Gelato in der Beiz. Die Rückfahrt im reservierten aber völlig leeren Zug vergeht unter Plaudern und Ausruhen.
Danke Euch allen für dieses schöne Wochenende!
Bilder: von allen, Text: Andrea Hecker
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