Wie sehr soll man ihm trauen, dem Wetterbericht fürs Wochenende? Diese Frage stellten wir uns täglich in der Woche vor der geplanten Tour. Ursprünglich hatten wir vor, das Tschingelhorn über die Normalroute zu besteigen, jedoch ohne Hüttenübernachtung und nur mit einem Biwak. Der Wetterbericht verhiess vor allem für Samstag den Aufzug starker Gewitter nach einer längeren Hitzeperiode. Wir befanden dies schlussendlich dann doch für glaubhaft genug, um von unserer ursprünglichen Idee mit dem Biwak unter freiem Himmel am Blauseeli Abstand zu nehmen.
Eine Alternative für unsichere Wetterlagen musste her. Diese war schnell im Ferdenrothorn Nordgrat gefunden. Ausgangspunkt für diese Tour ist die Lötschenpasshütte, die von der Lauchernalp in ca. 2h schnell erreichbar ist. Der Einstieg zum Nordgrat liegt dann praktisch direkt vor der Hütte.
Aufgrund des unsicheren Wetterberichts meldeten sich zwei Teilnehmer kurzfristig ab. So trafen sich am Samstag morgen zwei höchst motivierte Teilnehmer und der Tourenleiter im Zug Richtung Bern. Der Hüttenzustieg war bei bestem Wetter und grosser Hitze schnell bewältigt. Es folgte ein gemütlicher Nachmittag vor der Hütte bei Sonnenschein und köstlicher Verpflegung. Am späteren Nachmittag schnürten wir dann die Stiefel noch einmal und stiegen zum Rekognoszieren zur Gitzifurggu auf. Der Ferdengletscher war einfach zu begehen, auch für Wanderer ohne Seil, Steigeisen und Pickel und war sogar mit weiss-rot-weissen Stangen markiert. Die grösste Gefahr stellte hier noch der viele auf grösseren abwärts geschichteten Platten angehäufte lose Stein-Schutt dar. Von der Gitzufurggu war der erste Teil des Nordgrates gut einsehbar und so konnten wir die Route für den nächsten Tag in aller Ruhe studieren.
Als wir am Sonntag Morgen aufbrechen wollten, regnete es dann zunächst, so dass wir das Frühstück noch ein wenig verlängerten. Ein grosser Vorteil des Nordgrates ist, dass der Zustieg von der Lötschenpasshütte nur ca. 45 min beträgt und die Tour insgesamt nicht sehr lang ist. Es kommt insofern nicht drauf an, ob man etwas früher oder später aufbricht. Als sich der Regen etwas abchwächte, brachen wir schliesslich auf und erreichten schnell wieder die Gitzifurggu. Eine Südföhnströmung drängte nun Regen- und Gewitterwolken zurück und es schien sich ein ausreichendes Zeitfenster für die Begehung des Nordgrates aufzutun. Wir seilten an und legten los. Und tatsächlich kamen wir in den nächsten 2.5 Stunden in den Genuss trockener Verhältnisse und guter Fernsicht.
Der Grat erwies sich aufgrund des vielen brüchigen Gesteins als etwas schwieriger zu begehen als erwartet. Nach etwas mehr als zwei Stunden erreichten wir den Gipfel. Aufgrund der zusammenbrechenden Föhnströmung pausierten wir nur kurz, um den herrlichen Ausblick zu geniessen, und machten uns zügig an den Abstieg. Etwa ab dem Ferdenpass setzte in der Folge Dauerregen ein. Dies störte uns jedoch nicht im Geringsten, hatten wir doch das kurze Schönwetterfenster an diesem Tag optimal ausgenutzt, einen spannenden kurzen Grat erklettert und einen tollen Gipfelfernblick genossen!
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