Skitour Frümseltäli Sonntag, 7. Feb. 2016
An diesem Sonntagmorgen war es hart, nochmals nach dem Vortrag, um 04:45 Uhr aufzustehen und an den Bahnhof zu radeln, halb erkältet, Skis entlang Velorahmen unter Sattel und Lenker geklemmt. Fünf von uns sechs waren schon am Vortag mit anderen neun im Obergoms auf der Pulverschnee Tour Telschenhorn dabei. Wieder nach dem besten Wetter in der Schweiz suchend gings an diesem Folgetag ins Toggenburg, wieder etwas mehr als 3 Stunden Anreise mit dem ÖV. In Horb, eine Station vor Alt St. Johann im Toggenburg stiegen wir aus dem Bus. Wir spazierten nur etwa 10 Schritte Richtung Alt St. Johann weiter talauf, wendeten nach rechts zum Hang und zogen sogleich die Skis an. Wir fellten über Wiesen, links des ersten Bauernhauses vorbei direkt hoch zum Wald, dort schräg rechts in die Waldlichtung und weiter oben wieder durch den Wald, ca. 600 Hm. Es war recht warm und wolkenbedeckt. Der Schnee war angenehm weich, so dass wir ohne „Murgs“ genüsslich steil bergauf fellen konnten. Ob der Waldgrenze präsentierten sich uns die stolzen Churfirstengipfel, an diesem grauen Sonntag eher einsam, da kaum ein „Türeler“ unterwegs war. Weiter zogen wir über sanfte Hänge windgepresste Pulverschnee Hänge Richtung Brisi, an dessen westlicher Ecke (rechts) vorbei ins Frümseltäli und durch dieses hinauf, einmal durch ein wunderbares Felstunnel (Ski kurz abgezogen) dann weiter bis zur Krete zwischen den abweisenden Gipfel Frümsel und Brisi. Dort blies ein starker kalter Südwind, nach 1200 Hm Aufstieg in 3 ¼ h. Zur grossen Überraschung blinzelte um 13 Uhr plötzlich die Sonne hervor, anstelle des auf 12:30 Uhr prognostizierten Niederschlags.
Ich hatte das grosse Vergnügen, wie am Vortag aufs Telschenhorn, wieder eine tolle Gruppe führen zu dürfen, homogen in Wünschen und Lauftempo, gesprächig und super zufrieden mit dem was wir aus dem Tag machen konnten (Regen kam erst um 16 Uhr im Postauto). Auf der Abfahrt querten wir weit ostwärts hinüber ins Skipistengebiet, um dann einfacher in steilem Kunstschnee herunter ins Tal zu kurven. Unterwegs trafen wir auf ein Bergrestaurant mit Blick auf ein Juniorenskirennen. Wir genossen Brot und Suppe sowie das „höckle in ere Beiz“. Auf den letzten Meter, unten auf dem Brückli über dem Fluss, fielen 2 Handschuhe ins Wasser. Den einen konnte ich auf einem Stein balancierend knapp von Hand fischen und hinauf bringen, den anderen holte Kaspar, der Eigentümer, mit einem Sprung die seitliche Flussbetonmauer herunter, landete auf einem Flussfelsen, fischte den zweiten Handschuh aus dem Wasser und dann wie weiter? Da kamen für einmal meine Notreepschnur-Stücke (Steigschlinge und Handschlinge) zum Einsatz. Ich befestigte diese beiden so schnell wie möglich an einer Stange, die zufällig am richtigen Ort im Gelände am Flussufer stabil steckte, warf beide Enden herunter. An der kurzen Schnur zog sich Kaspar hinauf, in die längere stand er mit dem Skischuh hinein, als Tritt in der glatten Betonwand (wie Ende 70er Jahre beim „leiterle“ in senkrechten Jura-Artif-Kletterrouten) und zog sich hoch, um bald sicher und trocken auf der Weide drei Meter über dem Fluss-Niveau anzukommen. Er erinnerte sich, wie auch ich, blitzartig ans abenteuerliche Geschehen auf der JO-Skitour am Mont Vélan in den 80er Jahre, als wir im eisigen Schneegestöber wegen bei allen von uns auftretenden Frostbeulen umkehrten, zur Hütte herunterfuhren, um uns mit Suppe und Brot aufzuwärmen. Bald danach skiten wir talwärts, stiefelten mit grossen Schritten ohne die Skis abzuziehen über den sanften Fluss. Kaspar an der Reihe, glitt plötzlich beim Überquerungsmanöver aus, wurde pudelnass und rettete sich raschmöglichst aus dem Bergbach ans Land, ohne zu unterkühlen. Wie dankbar sind wir jeweils, wenn das Glück uns beisteht und die Klubtouren abenteuerlich und unfallfrei zu einem schönen Abschluss gelingen.
Foto von David Rohland, Text von Urs Renggli
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