Ab und zu gehen wir auf eine Tour mit einem Hahn im Korb. Heute ist es mal anders. Wir gehen wandern mit einer Henne im Korb. Margret. Elias, Neu-JO Mitglied, kommt ebenfalls mit uns bereits etwas angejahrten Bergfreunden mit. Auch das erste Mal mit dabei ist Ehsan, wohnhaft in Berlin, ursprünglich aus Teheran. Er verbringt zwei Monate in Basel und versucht, neben seiner Arbeit möglichst viel von der Schweiz zu sehen und zu erwandern.
So ziehen wir zu fünft los. In Näfels-Mollis steigen wir ins Alpentaxi, das uns über eine schmale und kurvenreiche Strasse zum Berggasthaus und Naturfreundehaus Fronalp bringt, auf immerhin schon 1389m. Wir werden empfangen von fröhlichem Kuhgebimmel, Sonnenschein und guter Bergsicht. Und von Benno, der uns sehr freundlich Kaffee und Mandelgipfel serviert.
Wasserflaschen füllen und los geht es. Zuerst steil über einen Weg, der einer Schotterpiste ähnelt, dann auf einem schönen Bergwanderweg. Wir erreichen die mittlere Fronalp, die obere Fronalp und den Fronalppass, 1855m.
Über saftig grüne Alpen erreichen wir Orte mit Namen wie Munggenblanggen, Gloggtelstöggli oder Murgseefurggel. Von dieser Furggel sehen wir bereits den Oberen und den Mittleren Murgsee, mit der Murgseehütte dazwischen. Den dritten Murgsee, den Unteren, sehen wir nicht, weil der 130m tiefer liegt, in einem engen Graben.
Noch dauert es etwa eine Stunde, bis wir bei der Murgseehütte sind. Zehn Minuten nach unserer Ankunft verfinstert sich der Himmel noch mehr, es tröpfelt, die Tropfen wachsen an zu einem veritablen Regenguss. Schön, jetzt nicht mehr im Freien zu sein. Nach einer weiteren Stunde erfüllt sich unsere Hoffnung: Das Unwetter ist vorbei, der Himmel zeigt sich wieder blau und wir können den Oberen Murgsee als unser Freibad nutzen. Das Wasser angenehm temperiert, klar und sauber. Wunderbar, erfrischend und ein idealer Duscheersatz, der unsere zahlreichen Schweisstropfen vom Aufstieg wegfegt.
Vor dem Nachtessen erklärte uns der Hüttenwart Franz, dass er manchmal etwas forsch und grob empfunden würde (er ist Deutscher). Im Grunde, im Kern, sei er aber gutherzig, freundlich und liebenswürdig. Das stellte er auch unter Beweis. Er empfing uns mit den Worten, wenn einer den Rucksack mit hoch nehme in den Schlafsaal, würde er rausfliegen. Nicht nur der Rucksack, sondern der Rucksack mit dem Gast. Das war wohl die harte Schale. Der weiche Kern zeigt sich im Verlauf des Abends und am nächsten Morgen mehrfach. Insgesamt ein sehr angenehmer und empfehlenswerter Aufenthalt.
Donnerstag, kurz nach acht, sind wir bereit zu neuen Taten. Wir verlassen den gastlichen Ort mit den drei Seen, Richtung Ost und Nordost, Ziel die Bergstation am Maschgenkamm.
Zuerst 400m Anstieg, im Schatten, mit wunderschönen Blicken auf die drei Murgseen, die Churfirsten mit der Säntiskette dahinter. So haben die meisten von uns die Churfirsten noch nie gesehen. Nach dem Übergang zwischen Bützistock und Guflenplanggen kommen wir zum Zwanzigseenboden. Den Ausdruck haben wir selbst erfunden, auf der Landkarte findet man ihn noch nicht (dort steht einfach und bescheiden nur Hinterchamm), aber er trifft genau, was wir sehen. Nämlich sattes Grün und eben, etwa zwanzig Seelein. Darunter die zwei Chammseeli, mit respektabler Grösse. Unmöglich, an diesen beiden einfach so vorbeizuwandern. Wir hüpfen drein. Was für eine Wohltat. Nur die Kühe mussten wir im Auge behalten, sie machten sich an unseren Socken zu schaffen, wahrscheinlich rochen sie Salz.
Nach diesem Morgenbad fühlte sich die Welt noch viel besser an.
Bald folgt ein weiterer See, ohne Namen, aber mit etwas Fantasie kann man in seiner Form eine Ente erkennen, die nach links schaut. Ente oder nicht Ente, ein weiterer wunderschöner See.
Auf und ab wechseln sich ab, bis unser Weg gefühlt nur noch «obsi» ging, zur Erdisgulmen. Ein steiles Stück Pfad, mit vielen Steinen, die auch mal zu Rollsteinen werden können, der Schweiss rinnt.
Umso schöner, oben zu stehen und die Bergwelt zu betrachten und zu geniessen.
Über Grate und mit ein paar weiteren Anstiegen, vorbei am Spitzmantel, erreichen wir den Punkt Leist. Wir sehen jetzt bereits unser Ziel, die grosse Seilbahnstation mit Panoramarestaurant Maschgenkamm. Noch liegt eine Stunde wandern vor uns. Am Ziel schliesslich reicht die Zeit gerade, um unseren Durst zu stillen, bevor wir die Seilbahn nach Unterterzen nehmen, die uns mühelos schwebend, via Tannenboden, fast 1600m tiefer zurück in die Zivilisation bringt.
Unser Dank an Thomas für diese anspruchsvolle, fantastische Tour. Und mein Dank an alle für die schönen zwei Tage zusammen. EB.